Ödön von Horváth Preis 2025 für Ingrid Lausund und Milena Aboyan

Auszeichnung des Ödön-von-Horváth-Preises 2025


Der Ödön-von-Horváth-Preis wird seit 2013 alle drei Jahre von der Ödön-von-Horváth-Stiftung in Murnau in Zusammenarbeit mit der Ödön-von-Horváth-Gesellschaft im Rahmen der Murnauer Horváth-Tage verliehen. Im Jubiläumsjahr 2025 (10. Murnauer Horváth-Tage, 5. Preisverleihung) erhält die deutsche Autorin und Regisseurin Ingrid Lausund den Ödön-von-Horváth-Preis. Der Künstler Bernd Zimmer gestaltet ihn individuell. Der Ödön-von-Horváth-Förderpreis geht an die Filmregisseurin Milena Aboyan.

Die Murnauer Horváth-Tage finden heuer unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, vom 14. bis 23. November statt. Unter dem Motto „Träum weiter!“ erwartet das Publikum ein vielfältiges künstlerisches Festival, für das Karten online bereits erhältlich sind: https://www.horvath-gesellschaft.de/oedoen-von-horvath-tage-2025/

 

Die Preisträgerin Ingrid Lausund schreibt Theaterstücke, Hörbücher, Lesetexte. Unter dem Pseudonym Mizzi Meyer verfasste sie 31 Drehbücher zur Fernsehserie Der Tatortreiniger. Hierfür erhielt sie 2012 und 2013 den Grimme-Preis sowie 2019 den Deutschen Fernsehpreis. Für die Folge Der Tatortreiniger – Sind Sie sicher? wurde ihr 2018 der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis in der Kategorie Bildung verliehen. Sie ist als Theaterregisseurin tätig, u.a. für das Schauspielhaus Hamburg. 1999 hatte sie eine Gastprofessur am Mozarteum in Salzburg. Ihre Stücke werden mit großem Erfolg auf deutschen Bühnen aufgeführt. Zuletzt erschien 2023 der Theatertext Der geflügelte Froschgott — eine Neuberechnung der Unsterblichkeit. Ingrid Lausund lebt in der Bretagne und in Berlin.

 

Wie Ödön von Horváth habe Ingrid Lausund einen kritisch-wachen Blick auf die Menschen im Einzelnen und die Gesellschaft im Ganzen, so die Jury. Ihre Figuren seien „einfache Menschen, die sich als Individuen in einer komplexen Welt auf unterschiedlichste Weise zu arrangieren versuchen. Die Sehnsucht nach einer Flucht aus ihrem Alltag und nach einem vermeintlich besseren Leben verbindet sie genauso wie ihr vielfaches Scheitern daran“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Ähnlich wie Horváth zeichne Ingrid Lausund ihre Figuren „liebevoll tiefgründig und verständnisvoll offenlegend“. Mit der individuellen Gestaltung des Preises werden grundsätzlich Kunstschaffende aus der Region beauftragt. Der in Polling ansässige, international tätige Maler Bernd Zimmer gestaltet als Preis für Ingrid Lausund ein individuelles Kunstwerk. Er ist u.a. bekannt für die Initiative zur STOA 169 in Polling.

 

Der mit 5000 € dotierte Ödön-von-Horváth-Förderpreis geht an die in Armenien geborene Drehbuchautorin und Filmregisseurin Milena Aboyan. Sie absolvierte ab 2010 eine vierjährige Schauspielausbildung in Deutschland, während der sie bereits in zahlreichen Theaterproduktionen mitwirkte. Nach ihrem Schauspielabschluss verlagerte sie ihren Schwerpunkt auf das Erzählen hinter der Kamera und begann ein Studium für Drehbuch und Regie an der renommierten Filmakademie Baden-Württemberg. Ihr Abschlussfilm Elaha feierte Premiere auf der 73. Berlinale, wurde für den Deutschen Filmpreis nominiert und mit dem Prix Europa für den besten europäischen Spielfilm ausgezeichnet. Für ihre künstlerische Arbeit, die sich mit gesellschaftspolitischen und sozialen Themen auseinandersetzt, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Sie lebt in Hamburg.

 

„Milena Aboyan entwickelt in Elaha ein Schicksal, das auch eine von Horváths „Fräulein“-Figuren hätte treffen können“, schreibt die Jury. Anders als die meisten Horváth-Protagonistinnen werde Elaha aber nicht Opfer von gesellschaftlichen Zwängen und patriarchalen Strukturen, sondern gewinne den Kampf um ihre Selbstbestimmtheit.

Die Jury betont zudem „das feine Sprachgespür und den subtilen Stil“ Milena Aboyans. Wie bei Ödön von Horváth sprächen in ihren Arbeiten Blicke, Pausen und Momente der Stille mehr als tausend Worte.

 

Die Preisübergabe findet im Rahmen der von Christoph Süß moderierten Eröffnung der Murnauer Horváth-Tage 2025 am Freitag, den 14. November 2025, um 19:30 Uhr bei freiem Eintritt in einer öffentlichen Veranstaltung im Kultur- und Tagungszentrum Murnau statt.

 

Der Preis

 

Der Ödön-von-Horváth-Preis würdigt Persönlichkeiten, die auf künstlerischem oder wissenschaftlichem Sektor durch ihre Tätigkeit zur Verbreitung und zeitgenössischen Umsetzung von Horváths Werk maßgeblich beigetragen haben. Des Weiteren würdigt der Preis Menschen, deren Wirken sich in besonderer Weise auf Ödön von Horváth bezieht. Der Preis unterstreicht die große Bedeutung des Schriftstellers. Er regt zur Beschäftigung mit seinen Themen und zur Diskussion gesellschaftlicher Entwicklungen an. Der Ödön-von-Horváth-Preis wurde 2013 durch den Staatsminister für Kultur und Medien der Bundesregierung durch eine Anschubförderung unterstützt. Die Firma Roche mit Sitz in Penzberg sowie das Hotel Alpenhof Murnau sind die diesmaligen Premium-Sponsoren. Ferner fördern 2025 die Waldemar-Bonsels-Stiftung, 17er Oberlandenergie sowie ESB Energie Südbayern.

 

Die Preisträger bisher:

 

2013 Felix Mitterer Förderpreis: Ben von Grafenstein, Regisseur (Berlin)
2016 Edgar Reitz Förderpreis: Gesche Piening, Künstlerin (München)
2019 Josef Hader Förderpreis: Eva Trobisch, Filmemacherin (Berlin)
2022 Sir Christopher Hampton Förderpreis: Christina Gegenbauer, Regisseurin (Wien)

 

 

Die Jury

 

Das Preiskomitee unter dem Vorsitz von Rolf Beuting, Erster Bürgermeister des Marktes Murnau am Staffelsee, besteht aus

  • Martin Vejvar, Mitherausgeber der historisch-kritischen Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Horváths, Universität Graz
  • Gabi Rudnicki, 1. Vorsitzende der Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Gesamtleiterin der Murnauer Horváth-Tage
  • Georg Büttel, Regisseur, Drehbuchautor und Künstlerischer Leiter der Murnauer Horváth-Tage
  • Gerd Holzheimer, Autor
  • Elisabeth Tworek, Leiterin der Kulturabteilung des Bezirks Oberbayern, Kulturreferentin Markt Murnau am Staffelsee
  • Michael Rapp, stellv. Landrat Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Kulturreferent Markt Murnau am Staffelsee
  • Christoph Süß, Autor und Fernsehmoderator, München

 

Horváth und Murnau

 

Der Schriftsteller Ödön von Horváth (1901 – 1938) und der Ort Murnau sind eng verbunden. Der Sohn eines ungarischen Diplomaten wurde in Fiume (heute Rijeka, Kroatien) geboren. Sein erstes Lebensdrittel erlebte er aufgrund der Tätigkeit seines Vaters in Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien und München. Von 1924 bis 1933 lebte und arbeitete Horváth – abgesehen von beruflich bedingten Aufenthalten in Berlin – im 1924 neu errichteten Landhaus seiner Eltern in Murnau. Hier ließ er sich während seiner wichtigsten Schaffensphase von der Landschaft, von Ereignissen, persönlichen Erlebnissen und den Menschen zu einigen seiner bekanntesten Werke inspirieren – darunter die Stücke „Zur schönen Aussicht“, „Italienische Nacht“, „Der jüngste Tag“ sowie der Roman „Jugend ohne Gott“.

 

Murnau bewahrt das kulturelle Erbe dieses Weltliteraten und widmet ihm als weltweit einziger Ort im Schloßmuseum Murnau eine ständige Ausstellung. Der Horváth-Rundweg erschließt Stationen im Ort und verknüpft sie mit dem Werk des Autors. Seit 1998 veranstaltet die Ödön-von-Horváth-Gesellschaft in dreijährigem Rhythmus die Murnauer Horváth-Tage, das weltweit einzig wiederkehrende Festival zu Ehren des Schriftstellers.

 

Weitere Informationen zum Ödön-von-Horváth-Preis und zu den Murnauer Horváth-Tagen unter www.horvath-gesellschaft.de.

 

Bildunterschrift und Bildquelle:

 

Ingrid_Lausund (links im Bild): Ingrid Lausund wird 2025 mit den Ödön-von-Horváth-Preis ausgezeichnet.

Bildquelle: Rémy Savisky

 

Milena_Aboyan (rechts im Bild): Milena Aboyan erhält 2025 den Ödön-von-Horváth-Förderpreis.

Bildquelle: Linda Rosa Saal

 


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