Besuch der Ghanaischen Delegation in Murnau im Mai 2022

Den Auftakt der Arbeitswoche bildeten die Murnauer Grundschulen. In der James-­Loeb-Grundschule besuchte die Delegation verschiedene Klassen, die die Gäste allesamt sehr herzlich und musikalisch begrüßten und ihnen viele spannende Fragen stellten. In der Emanuel-von-Seidl-Schule waren die Schülerinnen und Schüler ebenfalls sehr begeistert von dem Besuch. Die Kinder hatten Schnittlauchbrote und Eistee aus eigenem Anbau vorbereitet und bewirteten die Gäste im Schulgarten. Diese hatten Briefe von den Kindern der Deutsch-Ghanaischen Schule in Atwima mitgebracht. Sie und die Seidl-Schule verbindet seit einiger Zeit eine enge Schulpartnerschaft. Auch mit der James-­Loeb-Schule könnte es bald eine Partnerschaft geben.

Die Photovoltaikanlage des Marktes Murnau beeindruckte die Delegation besonders, gibt es doch in Ghana Sonne im Überfluss, aber noch kaum Möglichkeiten, daraus Energie zu gewinnen. Atwimahene Nana Agyei Brempong nutzt auf einem Unternehmen, das Wasser abfüllt, Solarzellen. Momentan ist es der einzige Einsatz von Photovoltaik in Atwima. Das soll sich ändern. Für dieses Vorhaben war der Fachaustausch durch die Experten aus Ghana und den Mitarbeitern der Gemeindewerke sowie dem Umweltreferenten Philipp Zehnder sehr wertvoll. Auch der Brunnen, der mit den Solarzellen betrieben wird und Murnau mit Wasser versorgt, wurde besichtigt und viele Fragen durch die Fachleute der Gemeindewerke beantwortet.

Um Wasser drehte sich auch ein Termin mit der Murnauer Firma Blu-Box, die die Wasseraufbereitungsanlage „MyWaterstation“ entwickelt. In der Produktionsanlage der Firma Bauer Maschinen und Technologie in Weilheim stellte Blu-Box Entwickler und Techniker Uwe Feulner die 4. Generation der Anlage vor, die mit Solarzellen betrieben wird. Die Vorgängerversion der Wasserstation steht bereits in der Deutsch-Ghanaischen Schule in Atwima und sorgt dort unkompliziert für sauberes Trinkwasser. Weitere sollen folgen.

Bei einem Besuch der Freiwilligen Feuerwehr Murnau stellten die Ehrenamtlichen den Gästen die verschiedenen Einsatzfahrzeuge und -ausstattung vor. Ein Löschgruppenfahrzeug von 1997 geht als Spende nach Atwima, wo es dringend benötigt wird. Die Fachleute tauschten sich untereinander über Feuerwehreinsätze in Ghana und Deutschland aus und das Einsatzfahrzeug wurde eingehend erklärt. Ein besonderer Punkt bei dem Arbeitstermin war die Rettungsübung bei einem inszenierten Verkehrsunfall. Ein wichtiges Thema in Ghana, das die Delegation sehr interessierte. Von der Rettungsübung wurde ein Video gedreht, dass nun als erstes kleines Lehrvideo für die Feuerwehr in Atwima verwendet werden soll.

Des Weiteren stand auch Kultur auf dem Programm: Die Delegation besichtigte das Schloßmuseum Murnau. Bei einer Führung zum Blauen Reiter zeigten sich die Gäste begeistert von der Leuchtkraft der Kunstwerke. Die expressionistischen Landschaften von Gabriele Münter beeindruckten sie besonders. Auch das Freilichtmuseum Glentleiten bot einen spannenden Ausflug in die Vergangenheit. Die Geschichte und Lebensweise der Vorfahren zu kennen, wird auch in Ghana sehr hoch geschätzt. So bot sich ein interessanter Kulturaustausch über die Unterschiede, aber mehr noch über die Gemeinsamkeiten unserer beider Kulturen.

Ein Besuch der BG Unfallklinik Murnau bildete den Abschluss des Arbeitstreffens. Oberarzt Dr. Thomas Weiß und Chirurg Dr. Mathias Richter-Turtur führten die Delegation durch das Unfallkrankenhaus und boten viele spannende Einblicke in den Klinikalltag. Bereiche wie die Notaufnahme konnten ebenso besichtigt werden wie die Magnetresonanztomographie. Für beide Seiten der Partnerschaft war auch dieser Fachaustausch sehr wertvoll: Für die Gäste aus Atwima, wo gerade eine Frauenklinik entsteht, genauso wie für das Klinikpersonal in Murnau, wo der Fachkräftemangel überall spürbar ist.

Neben den verschiedenen Stationen standen auch regelmäßige Besprechungstermine im Murnauer Rathaus zum gegenseitigen Austausch auf der Agenda. Auch den Marktgemeinderat statteten die Gäste aus Atwima einen Besuch ab. Das Gremium hatte sich an diesem Tag zu einer nichtöffentlichen Vorberatung zum Flächennutzungsplan getroffen. Die Delegation überreichte Geschenke und bedankte sich herzlich für die Einladung zum Fachaustausch nach Murnau. Eine wertvolle Zeit, in der viele Weichen für künftige Projekte gestellt werden konnten und die bereits laufende Zusammenarbeit noch weiter vertieft werden konnte.